Qualität statt „Brot und Spiele“ Oberndorfer für Profilschärfung und Fokus auf Stadtteile

In einer Pressekonferenz am 6.2.2023 präsentierten Bürgermeister Dr. Rabl und Stadtmarketingdirektor Jungreithmair die Veranstaltungs- und Marketingstrategie des Welser Stadtmarketings. Sie berichteten von 154 Veranstaltungen im Jahr 2022 und stellten klar, dass aus ihrer Sicht das Event-Angebot im gleichen Ausmaß auch im Jahr 2023 beibehalten werden soll.

Zunächst ist hervorzuheben, dass die Welser Innenstadt in den vergangenen 10 Jahren eine sehr positive wirtschaftliche Entwicklung genommen hat. Diese Entwicklung ist auf einen Schulterschluss wesentlicher Stakeholder aus Politik, Handel, Gastronomie und Tourismus zurückzuführen, die gemeinsam am Aufbau eines positiv besetzten Images von Wels arbeiteten. Der Erfolg lässt sich auch anhand von Zahlen festmachen. Viele Besucher in der Innenstadt, eine geringe Leerstandsquote und viele Betriebsgründungen beweisen, dass Wels in den letzten Jahren auf dem richtigen Weg war. Ein Teil der gemeinsam verfolgten Strategie waren neben einem hervorragend arbeitenden Standortmanagement auch Veranstaltungen und Events, die als „Besuchermagnete“ Frequenz in die Innenstadt bringen sollten. Diese Frequenz schlage sich in positiven Umsatzzahlen der Kaufleute sowie der Gastronomen nieder – so die für die Vergangenheit durchaus richtige Überlegung. Das Image der Innenstadt ist aufpoliert und das ist gut so!

 

Wels steht nun aber an einem Scheideweg: Die Frage ist, ob man die bisherige Marketingstrategie unverändert weiterverfolgt oder aber diese maßvoll nachjustiert. In anderen Worten: Will man noch mehr kostspielige Events, noch mehr Besucher, noch mehr Entertainment in der Innenstadt oder ist es an der Zeit hier unser Profil als Stadt von Neuem zu schärfen und die nächste Stufe der Entwicklung zu erreichen?

  1. Der Fokus lag in den letzten Jahren klar auf der Innenstadt. Alle größeren Events des Stadtmarketings finden nach wie vor dort statt. Die Stadtteile bleiben hingegen stark im Hintergrund, sehr zum Leidwesen der dort ansässigen Kaufleute und Wirte. Ziel muss es sein, die Stadtteile stärker zu bespielen! Diese Bespielung soll aber nicht in Form von Großveranstaltungen erfolgen, sondern unter Einbindung der lokalen Händler und Gastronomen. Schließlich muss es unser Ziel sein, den „Wirt um‘s Eck“ zu stärken und nicht nur große Catering-Betriebe. Auch der Handel außerhalb der Innenstadt, vor allem in der Neustadt, würde durch eine stärkere Vermarktung dieses Stadtteiles profitieren. Die Zielrichtung sollte lauten: Kampf dem „Wirte-Sterben“ und dem Verwaisen wichtiger Einkaufsmeilen außerhalb der Innenstadt (wie etwa dem Grünbachplatz).
  2. Die Innenstadt wird mit Events geradezu überladen. Während einige Veranstaltungsformate den Handel und die Gastronomie eindeutig stärken, wie etwa die Welser Weihnachtswelt oder die Shopping Night, wirken sich zu viele Events tatsächlich nachteilig auf das Geschäft der Innenstadtkaufleute aus. Viele potenzielle Kunden meiden die Innenstadt während Großveranstaltungen. Umgekehrt wird derjenige, der zu einer Großveranstaltung kommt, in vielen Fällen nicht gleichzeitig auch einkaufen gehen. Und selbst für die Innenstadt-Gastronomie ist ein dichter Veranstaltungsreigen nicht nur Segen, haben doch die Gastronomen, die ohnehin unter einem akuten Personalmangel leiden, gerade am Wochenende oft nicht mehr die Kapazitäten, um die vielen Besucher ausreichend zu betreuen. „Noch mehr Events und ein noch dichterer Veranstaltungskalender als bisher, wie von Bürgermeister Rabl propagiert, helfen weder den Kaufleuten noch der Gastronomie in der Innenstadt“, ist Wirtschaftsstadtrat Dr. Martin Oberndorfer überzeugt.
  3. Auch die Innenstadtbewohner darf man nicht außer Acht lassen. Ein urbanes Lebensgefühl und positives Stadt-Image kann nur entstehen, wenn auch die Innenstadtbewohner zufrieden sind. Gerade diese stöhnen aber immer mehr unter der Dichte an Veranstaltungen. Zwar ist es auch für die Bewohner angenehm, wenn sich „etwas tut“. Dennoch „soll die Innenstadt nicht nur Eventlocation, sondern auch ein attraktiver Lebensraum bleiben“, fasst Wirtschaftsstadtrat Dr. Martin Oberndorfer die Überlegungen zusammen.
  4. Schließlich „saugen“ die professionell vom Stadtmarketing organisierten Events auch viele Besucher der von Vereinen und ihren ehrenamtlichen Helfern organisierten Veranstaltungen ab. Für Sport- und Kulturvereine wird es dadurch immer schwieriger ausreichend Besucher anzuziehen.
  5. Hauptverantwortlich für die gute Entwicklung der Innenstadt und die Reduzierung von Leerständen ist das hervorragende Standortmanagement des Wirtschaftsservices mit Heinz Jellmair als verantwortlichem Bereichsleiter. Die Rückmeldung neu zugezogener Händler und Gastronomen ist eindeutig: Anders als andere Städte, unterstützt Wels persönlich und sehr engagiert bei der Suche nach geeigneten Geschäftslokalen, bei Behördengängen und der Vermarktung neu eröffneter Geschäfte und achtet dabei auf die Schaffung eines gesunden Branchenmixes.

 „Das engagierte Standortmanagement ist ein wesentlicher Schlüssel zur Stärkung des Handels und der Gastronomie in der Innenstadt. Ich würde mir wünschen, diese erfolgreiche Institution zu stärken und noch mehr auf die Stadtteile auszuweiten.“, soWirtschaftsstadtrat Dr. Martin Oberndorfer.

 Zusammengefasst heißt dies:

  • Weniger Veranstaltungen in der Innenstadt, dafür stärkerer Fokus auf Qualität
  • Mehr Aktivitäten in den Stadtteilen unter Einbindung des lokalen Handels und des „Wirt‘n um‘s Eck“
  • Gemeinsamer Kampf gegen das „Wirtesterben“ in den Stadtteilen
  • Mehr Zusammenarbeit mit lokalen Sport- und Kulturvereinen
  • Ausweitung des erfolgreichen Standortmanagements auf in die Stadtteile

Wirtschaftsstadtrat Dr. Martin Oberndorfer: „Beim Stadtmarketing geht es nicht darum, der Bevölkerung ‚Brot und Spiele‘ zu bieten. Ziel muss es vielmehr sein, die gesamte Stadt – Innenstadt und Stadtteile – attraktiver zu gestalten und mit interessanten Veranstaltungen den städtischen Handel und die lokalen Gastronomen zu stärken.“ 

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